In der HörZu (Heft 13/2000) stand ein Artikel über das Ahnenfieber: «Die Suche nach dem eigenen Stammbaum, seinen Wurzeln und Zweigen hat viele Menschen gepackt wie eine Droge.» Und das Internet, über das heute fast ausschließlich Forschung betrieben wird, tut das Seinige dazu.
Was ist die Motivation vieler Familienforscher?
Eine Pfarrerin vermutet als Grundstimmung der Ahnenforscher eine tiefe Sehnsucht nach Geborgenheit: «Die große Familie hat sich aufgelöst, viele Menschen fühlen sich entwurzelt. Deshalb geht es darum, eine neue Verbundenheit herzustellen. Die Frage, wer wir sind, hängt immer zusammen mit der Frage, woher wir kommen. Ohne Identität habe ich keine innere Mitte, aus der heraus ich mein Leben gestalten kann.»
Eine Amerikanerin sieht den weltweiten Forschungseifer sehr pragmatisch: «Das ist wie beim Kuchenbacken. Da will ich doch auch wissen, was sind für Zutaten im Teig. Woraus bin ich
eigentlich gemacht?»
Ein älterer Dehning sagt darüber folgendes: «Wenn man im Alter zwei Generationen in der Vergangenheit und zwei Generationen in der Gegenwart und für die Zukunft deutlich vor Augen hat, fühlt man sich als Glied einer Kette, man spürt seine Verantwortung und erlebt das schöne Gefühl, das geschenkte Leben sinnvoll weitergegeben zu haben.»
Ein ungenannter Familienforscher berichtet, dass er seit vielen Jahren forscht, wobei er sich aber nicht auf die Ahnen beschränkt, sondern ihn interessieren auch die lebenden Verwandten. (So wie es uns in unserem Familienverband auch geht.) So stieß er zufällig beim Surfen im Internet auf einen Vetter 5. Grades in den USA. Durch das gemeinsame Interesse an der Familienforschung lernten sie sich sehr gut kennen und nun bereichern gegenseitige Besuche ihr Leben. (Unser Familienverband zählt etwa 80 Familien in den USA. Jeder Dehning, der in die USA fährt, findet dort offene Türen. Nähere Auskünfte bei Hans J. Dehning, Bremen)
Bei der Familienforschung geht es auch darum, etwas darüber zu erfahren, wie unsere Vorfahren und ihre Zeitgenossen früher gelebt haben. In den Geschichtsbüchern steht meist nur etwas über die Taten und Untaten der Großen, aber wie haben die einfachen Menschen gelebt, was waren ihre Sorgen, Freuden und Nöte? Wenn wir davon erfahren, werden wir respektvoll feststellen, wie sie ihr einfaches Leben gemeistert haben, und wir werden uns dessen dankbar bewusst, wie viel leichter es die meisten heute haben.